Wertingen (khb). "Umschalten" hieß es am Samstagabend im Wertinger Schloß  von Schwäbisch auf Norddeutsch, und stellenweise sogar auf Platt; für das 14. Folkfestival, wieder ausgerichtet von Stadt und Kreisjugendamt, hatte man die Gruppen "Oarazwiggr" und "Liederjan" eingeladen. Erstere kommt vom Aschberg, die andere von weit jenseits des WeißwurstÄquators.

Sieht man einmal vom Dialekt ab, haben beide doch viel gemeinsam. Sie nehmen den Zeitgeist aufs Korn, haben viel Hintergründiges in ihrem Repertoire, pflegen aber auch die (meist) tiefergehende Blödelei, sind auf vielen Instrumenten zu Hause, brauchen sich um Beifall nicht zu sorgen und kommen nicht ohne Zugaben davon. Somit bestätigte sich in dem dreistündigen Programm auch das, was Stadtrat Alfred Sigg in seiner Begrüßung gereimt hatte: Oarazwiggr, Liederjan, jeder heizt die Stimmung an.

Die “Oarazwiggr” Alfons Klopfer, Stefan Klopfer und Bernd Duschek hatten damit von Anfang an keine Mühe; sie führten sich auf gut schwäbisch ein und so blieb es während der folgenden 90 Minuten. “‘s Läschdra über and're Leut” gehört bei ihnen zum Programm, und so verrieten sie eingangs nicht nur Neuigkeiten aus dem englischen Königshaus, sondern versicherten auch , daß in Gundremmingen "das sicherste Kernkraftwerk zwischen Offingen und Wertingen" steht. Dann besangen sie die Irrwege eines 16jährigen, der Antwort auf die Frage sucht, ob er die Walli lieben darf, und geißelten den Geiz und die Dummheit, vor allem dann, wenn beide zusammenkommen. Eine Meisterleistung der Kleinkunst war die deutsch-türkische Hochzeit, die ebenso nachdenklich stimmte wie ihre Feststellung "Liebe macht blöd und hohl in dei'm Grend". Mit dem Lied "Mir gand etz hoim" kündigten sie den Schluß der Vorstellung an. Gehen ließ sie der volle Saal aber erst nach Zugaben.